„Die
Kamelie ist die Königin unseres Gartens“ erzählt uns Guillermo,
einer der sechs Landschaftsgärtner des Herrenhauses Pazo de
Rubianes, der uns durch eine weitläufige
Gartenanlage führt. Unter gigantischen Eukalyptusbäumen, indischen
Korallenbäumen, australischen Aurakien und den ältesten
Kampferbäumen Spaniens stehen über 3000
Kamelienbäume und -büsche. Wir
bestaunen Kamelien, wie ich sie nie zuvor gesehen habe: viele Blüten
sind größer
als meine gesamte Handfläche. Viele sind mehrfarbig, gefleckt,
gestreift oder haben verzierte Ränder. Schneeweiß sind die Blüten
der „Alba Plena“, fast schwarz die Blüte der „Black Magic“.
Sechs Jahre
hintereinander haben Kamelien aus diesem Garten auf der
internationalen Kamelienausstellung den Goldpreis gewonnen, sagt
Guillermo.
Nach
der Gartenführung dürfen wir sogar einen Blick in die
Wohnräume der Familie werfen, die gerade einen Ausflug macht:
Eingangshalle, Salon und Bibliothek sind herrschaftlich und gemütlich
eingerichtet, mit Familienporträts und königlicher Korrespondenz an
den Wänden und Kamelienblüten auf einem langen Tisch. Warm ist es
in den Wohnräumen und es duftet nach Mittagessen. Wir fühlen uns zurückversetzt ins 19.Jahrhundert.
Vor einem
mittelalterlichen Wandteppich, der eine Szene aus dem Paradies zeigt,
genießen wir eine Probe des
hauseigenen Albariño-Weißweins
und einen in Getreide gewickelten Käse. Ein fürstlicher Abschluss
unserer ersten Besichtigung.
„Möglichst
frei und wild wachsen meine Kamelien, denn sie haben ja Platz“,
erklärt uns Blanca, die Besitzerin des Pazo A Saleta. Auf
verwunschenen Pfaden führt sie uns durch ihren englischen Garten,
einem wahren Paradies aus blühenden Kamelien, Rhododendren und
Azaleen. Vor uns, hinter uns, um uns
herum und über uns grünen und blühen Kamelien unterschiedlichster
Farben, Formen und Größen.
Ich weiß
gar nicht, wo ich hinschauen soll. Und ich weiß
schon lange nicht mehr, welche Kamelie mir am besten gefällt. Eine
der kleinsten Kamelienblüten ist gerade mal so groß,
wie eine meiner Fingerkuppen. Und sie duftet.
Was für eine Ruhe und Harmonie strahlt dieser Garten aus!
Schon
auf der Zufahrt zum Pazo Quinteiro da Cruz begrüßen uns die ersten
Kamelien. Sonnenlicht bricht durch die Zweige und scheint auf einen bemoosten
Brunnen. „Vor diesem Brunnen wurden schon Models von Chanel
fotografiert“, erzählt uns Pedro, der Besitzer des Pazo. Es ist
ein romantischer Platz, umgeben von vier Meter hohen Kamelienhecken.
„In zwei, drei Wochen ist die Hecke nicht mehr grün, sondern weiß,
rosa und rot“, schwärmt Pedro. Er führt uns treppauf und treppapp
durch seinen romantischen Garten, vorbei an Brunnen und Figuren, an
einem Swimmingpool, an hauseigenen Weinstöcken und bis zur kleinen
Familienkapelle. In dieser Kapelle habe er selber geheiratet, erzählt
er, und seine Enkel wurden an dem barocken Taufbecken getauft. Immer
wieder bricht er einen kleinen Zweig mit Kamelienblüte ab und
schenkt ihn uns.
5000 Kamelien wachsen in seinem Garten, Japonicas,
Reticulatas und Higos. Mit den Higos habe die Familie schon
zahlreiche Goldpreise gewonnen, so Pedro. Abschließend kehren wir
ein in den alten Weinkeller neben dem Herrenhaus. Ein uriger Raum mit langem Holtzisch und einer Wand
aus jahrzehntelang gelagerten Weinflaschen. „Der ideale Ort für
Feiern mit der Familie und im Freundeskreis“, erzählt Pedro
fröhlich und schenkt uns ein von seinem hausgekelterten
Albariño-Weißwein.
Neun
Gärten haben wir auf unserer sechstägigen Kamelienreise vom 05.02.
bis 10.02.2013 besucht, mehrere Herrenhäuser, Weingüter, eine alte
Burg, die Städte A Coruña und Santiago de Compostela, die moderne Kulturstadt (architektonisches Meisterwerk von Peter Eisenman) und die Hauptstadt des Albariño-Weißweins
Cambados.
Abends vor dem Einschlafen sehe ich vor meinem inneren Auge Kamelien. Kamelien, Kamelien, Kamelien.
Nächste Kamelienreise: 09.03. - 15.03.2014 (7 Tage)
Informationen zur Reise: Zur Kamelienblüte nach Galicien
Reiseveranstalter: Knulps Reisen